Digitale (Bildungs)Kultur open alpha

Auf dem Weg zu einem Manifest

Digitale (Bildungs)Kultur in der Medienpädagogik

"Survival Factor" von Samuel Mann auf flickr.com (cc by)

Mit der Digitalisierung der Welt verändert sich nicht nur Technik, sondern auch die Kommunikation und vieles mehr. Das macht sich gerade auch in der Medienpädagogik bemerkbar, wo in jüngster Zeit vermehrt Diskussionen darüber stattfinden, welchen Stellenwert Social Media auf Tagungen, in der professionellen Kommunikation und vor allem in der pädagogischen Arbeit haben soll.

Weil wir finden, dass es hier um viel mehr geht als nur um Technik, sondern um eine Kultur, um Beteiligung und Bildung, haben wir unsere Gedanken zur Digitalen Kultur in der pädagogischen Arbeit aufgeschrieben. Wir hoffen, damit einen Prozess anzustoßen, an dem sich viele (Medien)PädagogInnen beteiligen und an dessen Ende eine Art Manifest steht. Also: Ergänzt, verändert, kritisiert und entwickelt dadurch den Text und den Prozess weiter. Deine/Ihre Beteiligung ist hier ausdrücklich erwünscht. Wir sind gespannt!

Um diesen Prozess optimal zu gestalten, haben wir in den letzten Wochen einen ersten Entwurf erstellt, der unbedingt als solcher zu verstehen ist. Die kleine Runde, die sich aus u.g. Personen nicht zufällig, aber auch nicht strukturiert und schon gar nicht exklusiv zusammen gefunden hat, ist hiermit bemüht eine breite Diskussion anzustoßen. Unserer Erfahrung nach funktioniert dies meist nur strukturiert gut und selten aus dem Nichts. Deswegen gibt es diesen Entwurf, der sich hoffentlich die nächsten Wochen weiter entwickelt.

Wir hoffen auf eine breite Diskussion, wollen diese aber zentralisieren, um an einem gemeinsamen Text zu arbeiten. Zum Start veröffentlichen wir in vielen Blogs gleichzeitig, jedoch alle mit geschlossenen Kommentaren, um die Diskussion nur im hier Medienpädagogik Praxis-Blog gemeinsam zu führen. Der Text kann gerne auch in Deinem/Ihrem Blog veröffentlicht werden mit Nennung der AutorInnen und unbedingt ebenfalls mit geschlossenen Kommentaren bzw. dem Verweis auf die laufende Diskussion an zentraler Stelle! Die Diskussion findet ab jetzt bis 1. Juli statt. Wir wollen die Sommerpause dann nutzen, um Ergebnisse zusammen zu tragen und mit einem zweiten, weiterentwickelten Text eine Kampagne zu starten, um die Diskussion nochmals zu verbreitern.

Das sind unsere Thesen zur digitalen (Bildungs)Kultur:

1. Hierarchiefreiheit, Offenheit und Transparenz sind die Grundkonstanten von Bildungsprozessen der Digitalen Kultur. Sie sind Grundlage und beschreiben die Art der Partizipation und Mitgestaltung sowohl an Lern- und Bildungskultur, als auch an politischen Entscheidungen und damit an gesellschaftlichen Prozessen.

2. Digitale Kultur ist die Weiterentwicklung einer Lern-, Bildungs- und Partizipationskultur, die den Anforderungen und Möglichkeiten einer mediendurchdrungenen Gesellschaft entspricht und sollte nicht auf digitale Technik reduziert werden.

3. JedeR hat ein Bildungsinteresse, alle haben Wissen und Erfahrungen, die sie an andere weitergeben können.Vom Austausch auf Augenhöhe profitieren alle.  Je mehr Menschen eingebunden werden, umso größer das gemeinsame Wissen.

4. Handlungsorientierung sollte nach Möglichkeit kein Selbstzweck sein, sondern Ergebnisse hervorbringen, die der Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden, um von dieser emanzipierend genutzt zu werden.

5. Es gibt kein Analoges ohne Digitales, die Trennung ist aufgehoben. Kommunikation, Partizipation und Dokumentation in sozialen Netzwerken während Bildungsprozessen sind daher selbstverständlich und fördern die Grundkonstanten

6. Lernen durch Machen. Die zunehmend komplexeren Systeme, ermöglichen eine verständnisvolle Auseinandersetzung nur dann, wenn man sich aktiv mit den Systemen auseinandersetzt und sie damit reproduziert.

7. Digitale Medien sind in alle Lebenszusammenhänge eingebettet und gehören deshalb ebenso selbstverständlich auch in alle institutionalisierten und informellen Bildungszusammenhänge. Digitale Medien müssen allen zur Verfügung stehen, damit sie bei Bedarf eingesetzt werden können und nicht allein denjenigen vorbehalten bleiben, die sie sich leisten können.

Die AutorInnen

Guido Brombach ist Kompetenzzentrumsleiter für den Bereich digitale Kommunikation, Lernen und Medien beim DGB Bildungswerk Bund. Dort konzipiert und verantwortet er Seminare zur Medienbildung in der politischen Bildung. Er ist zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung für die Webseite pb21.de verantwortlich, die sich mit der Integration digitaler Medien in Bildungsprozesse beschäftigt.

Rüdiger Fries arbeitet als freier Mitarbeiter für das Medienkompetenzzentrum der Landesmedienanstalt Saarland. Insbesondere führt er Seminare & Workshops zur Medienbildung für Senioren und Schulkinder durch. Außerdem konzipiert er zusammen mit dem „Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland“ das Projekt „Chat der Welten“ für saarländische Schulen.

Kerstin Heinemann arbeitet als Dipl. Religionspädagogin (FH) in der Katholischen Fachstelle für Jugend- und Bildungsarbeit in Freising, ist Medienpädagogin und Mitglied der Expertenkommission Neue Medien der Deutschen Bischofskonferenz. Ihre Schwerpunkte sind Social Media und Medien in Bildungs- und Partizipationsprozessen.

Eike  Rösch arbeitet als Medienpädagoge beim Institut für Medienpädagogik im Landesfilmdienst Rheinland-Pfalz e.V. Im Medienpädagogik Praxis-Blog schreibt er zu Entwicklungen, Materialien und Methoden der Medienpädagogik, insbesondere in Bezug auf Video und Social Media. Er ist einer der Sprecher der Fachgruppe „fast forward“ der GMK –  Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur.

Daniel Seitz arbeitet als Medienpädagoge beim Medienkulturzentrum Dresden und Mediale Pfade. Seine Schwerpunkte sind mobiles Spielen und Lernen sowie Game Design. Er ist einer der Sprecher der Fachgruppe „fast forward“ der GMK –  Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur.

Verfasst am 07.06.2011
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