Wie im Märchen: Kostenlos und professionell unter Windows Videos schneiden

Professioneller kostenloser Videoschnitt in der MedienpädagogikEs klingt wie ein Märchen, ist aber wahr: Es war einmal ein professionelles Videoschnittprogramm, mit dem schnitten ProficutterInnen nicht nur Filme, die die Welt im Kino sah und die mit Preisen überhäuft wurden. Nein, auch die Software selbst erhielt einen Oscar und wurde allenthalben hochgelobt. Das war den MacherInnen aber noch nicht genug und so entschieden sie sich, das Programm kostenlos als OpenSource zur Verfügung zu stellen – ihnen zur Ehre und den NutzerInnen zum Vergnügen. Die FilmemacherInnen in Medienpädagogik und Filmszene frohlockten und lagen sich in den Armen.

Die Rede ist von Lightworks, eine Profi-Videoschnittsoftware für Montage und Mastering, die ab sofort frei und kostenlos zum Download zur Verfügung steht – zunächst für Windows, später auch für OS X und Linux. Ich habe mir die letzten Tage mehrfach die Augen gerieben, aber damit geht ein Traum für die Medienpädagogik in Erfüllung: Ein Videoschnittprogramm mit allem, was das Herz begehrt, ist kostenlos für alle zu haben. Ich glaube sogar, dass das eine Revolution für die Aktive Videoarbeit bedeuten kann.

Grund genug, die frohe Kunde in die medienpädagogische Welt hinauszuposaunen und einen kurzen Praxistest zu machen (s.u.). Der ist vorsichtig begeistert ausgefallen und ich empfehle Lightworks für anspruchsvollere Videoprojekte absolut weiter. [via PAGE]

Installation und allgemeiner Eindruck

Die Installation ist unproblematisch, bei mir tauchte ein Fehler auf, der durch ein Patch von der Website im Nu behoben ist – für eine Beta-Version verschmerzbar.

Auf den ersten Blick ist Lightworks ein professionelles Videoschnitttool, das alles bietet, was das Herz begehrt. Englisch ist die einzige Programmsprache, was aber auf die Dauer zu verschmerzen ist und sich evtl. noch ändert.

Die Arbeitsoberfläche ist sehr flexibel und muss zunächst an die eigenen Gewohnheiten einstellen. Eine Fensteranordnung wie von anderen Programmen gewohnt lässt sich nicht mit einem Klick einrichten, mit etwas Mühe ist das aber möglich.

Alle denkbaren Feinheiten zu Filmformat, Kameracodec usw. lassen sich einstellen, was für mich zum Teil zu komplex war – die Komplexität ist insbesondere immens höher als bei Final Cut und Premiere. In Teilen ist die Software damit fast zu professionell. Die Eingewöhnung ist insgesamt nicht in Nullkommanichts erledigt, aber dennoch relativ unkompliziert.

In der Praxis

Laut Programmbeschreibung ist eine Zusammenarbeit mit anderen Programmen, insbesondere Avid, Premiere und Final Cut Pro problemlos möglich. Sehr cool ist, dass die Tastatur sich wie im Lieblingsprogramm belegen lässt. Der Import einer FCP-Datei ist mir auf die Schnelle nicht gelungen, aber ich habe auch ohne Handbuch gearbeitet.

Die Grundlegenden Schnittprinzipien (Inpunkt, Outpunkt, Insert, …) finden sich schnell wieder wieder, Funktionsweise ist ähnlich wie bei den Platzhirschen.

Es lässt sich sehr souverän und sehr präzise schneiden, die Bedienweise erschließt sich dabei nicht immer auf den ersten Blick: Nomenklatur, Funktions- und Organisationsprinzip müssen erst gelernt werden. Mit der zur Verfügung gestellten 308seitigen Dokumentation sollte das aber kein Problem sein.

Fazit

Lightworks ist eine professionelle Software, die alle Möglichkeiten seiner Klasse bietet. Dabei ist es relativ unaufwändig möglich, Erfahrungen aus anderen Programmen auf die Software anzuwenden, die direkte Zusammenarbeit soll auch reibungslos funktionieren.

In Teilen ist Lightworks fast zu komplex, die Nomenklatur und das Funktionsprinzip nicht immer direkt zu erschließen. Durch eine kurze Einarbeitung sollte das aber rudimentär erfahrenen NutzerInnen gut möglich sein. Für ambitionierte Videoschnittprojekte in der Medienpädagogik und als Ersatz für Adobe Premiere, Final Cut Pro oder gar Avid halte ich das Programm für sehr geeignet.

Eike Rösch Kurzbio
ist Dozent für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich und war zuvor mehrere Jahre als Medienpädagoge in der Jugendarbeit tätig. Er arbeitet an seiner Promotion an der Universität Leipzig zu Jugendarbeit in der digitalen Gesellschaft und hatte und hat Lehraufträge verschiedener Hochschulen.
Verfasst am 13.12.2010
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